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“Nothing Left to Lose” gilt als melodisches Meisterwerk, dass von Fans und Kritikern gleichermaßen gelobt wird. Es beginnt mit einer Explosion von Keyboards und Gitarren im Titeltrack “Too Young” und lässt in Sachen Qualität und Intensität bis zu den ausklingenden Noten des sehr Queen-meets-Def Leppard-artigen “Only Dreaming” nicht nach. “Too Young” trudelt in einer Art Journey meets Giant-Manier mit klassischen AOR-Melodien und Survivor-artiger Dramatik dahin. Kent Hilli hat eine Stimme, die perfekt für Hardrock geeignet ist, und ein langgezogenes Gitarrensolo krönt diesen großartigen Auftakt zu diesem besonderen Album.
Der schwedische Sänger Kent Hilli veröffentlichte jetzt sein nunmehr zweites Soloalbum “Nothing Left To Lose”. Produziert von Jimmy Westerlund (One Desire) und co-produziert von Hilli und Ulrick Lönnqvist, ist das Album ein weiteres melodisches Rockjuwel von Hilli. Damit etabliert er sich erstklassiger Sänger in diesem Genre. Es ist ein großartiger Mix aus klassischem Hardrock und AOR, der an Größen wie Survivor und Foreigner erinnert und sogar Erinnerungen an Deep-Genre-Perlen wie Icon, Prophet und FM wachruft.
Kent Hillis erstes Solowerk “The Rumble” (2021) wurde zusammen mit seinem Landsmann und Labelkollegen Michael Palace geschrieben und produziert und war eine Fortsetzung des Weges, den er seit seinem Beitritt zur Gruppe Perfect Plan im Jahr 2014 eingeschlagen hatte. Zuvor war er Profifußballer gewesen, bis er 2001 aufhören musste. Danach sang er in einer Coverband, bis er beschloss, seine Karriere ernster zu nehmen und eigenes Material zu schreiben.
Der Titeltrack hält die Qualität hoch und Hilli liefert leidenschaftliche Vocals in einem Stück, das mich an Tyketto’s “Forever Young” erinnert. In diesem sechsminütigen Epos gehen Muskeln und Melodie eine perfekte Verbindung ein.
Andernorts findet man ähnliche Schwere und Thematik in Tracks wie “A Fool to Believe”, der eine Art moderneren europäischen Unterton hat. Diesen findet man oft auf Alben von Bands wie W.E.T., bevor er sich in etwas einpendelt, das eher an Whitesnake während ihrer “Slip of the Tongue”-Ära erinnert. Der Song baut sich zu einem großartigen Refrain auf, der mit seiner Melodie überrascht, wenn man bedenkt, wie schwer die Strophen sind.
“Saving Us” hat einen Hauch von Scorpions-Gitarren aus der “Savage Amusement”-Ära und einen Refrain, der direkt von MSGs “Save Yourself”-Album übernommen wurde. Es ist ein großer, bombastischer Rocker, bei dem es einem in den Fingern juckt, die Luftgitarren rauszuholen!
Lou Gramm und Foreigner sind ein großer Einfluss für Hilli, und das hört man auch bei Tracks wie ‘Stronger’ und ‘Does He Love Like Me’. Ersterer hat einen riesigen Synthie-Auftakt, der an eine Band wie FM erinnert, aber dann übernehmen die Gitarren und die Foreigner-Vibes beginnen, besonders im sehr dramatischen Refrain. Du wirst mich nicht weinen sehen, denn ich bin stärker geworden”, singt Hilli trotzig und mit der ganzen Kraft und den Muskeln der Hardrock-Szene der 80er Jahre im Rücken. Vor allem dieser Track weckt Vergleiche mit Genre-Favoriten wie Prohpet und Icon. Does He Love Like Me” enthält ein herrliches, an die 80er Jahre angelehntes Saxophon, das direkt aus der “Nachtszene am Santa Monica Pier” aus dem kultigen Film “The Lost Boys” stammt. Im Refrain gibt Kent Hilli seine beste Lou-Gramm-Imitation zum Besten, die einfach Klasse und zeitlosen AOR-Ruhm versprüht.
Neben Foreigner gibt es auf “Nothing Left To Lose” einige offensichtliche Anleihen bei Survivor. “Could This Be Love” ist ein großes, ansteckendes Stück AOR-Freude, das so etwas wie Survivors Klassiker “Didn’t Know It Was Love” widerspiegelt. Das wäre die Leadsingle gewesen, wenn wir dieses Album 1987 veröffentlicht hätten, mit seinen “made for MTV’-Harmonien und einfachen, aber sehr effektiven Melodien, während “Start it All Over” in seiner Bildsprache und seinem Stil sehr ‘Too Hot Too Sleep’ ist und an Survivors Kult-Song “Desperate Dreams” erinnert. Das Video zu diesem Song kann ich mir sehr gut vorstellen; stimmungsvolle Beleuchtung, Haare, Formen und Gitarren, die überall herumfliegen, während ein Cindy Crawford-ähnliches Model in sauberer, weißer Unterwäsche zu Hillis klarem, melodischem Gesang herumwirbelt.
Kein Hardrock-Album ist vollständig ohne seine Balladen. Every Time We Say Goodbye” hat ein tuckerndes Gitarrengefühl im Stil von “Hysteria” und einen weiteren großartigen Refrain, während der Albumabschluss “Only Dreaming” an Aerosmiths’ “Dream On” erinnert, bevor Hillis tiefe Stimme die Oberhand gewinnt und er darüber singt, dass die Dinge nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Der Song baut sich durch eine großartige Bridge auf, bevor er in einem riesigen, mitsingbaren Refrain explodiert, der teils Queen, teils Def Leppard ist. Ein perfekter Abschluss für ein Album, das von einer Ära des Exzesses, des Bombastes und des Pomps geprägt ist, und das auf die bestmögliche Art und Weise.
Mit “Nothing Left to Lose” hat Kent Hilli eines der besten Melodic-Rock-Album des Jahres 2023 produziert. Hier gibt es keinen Füllstoff, keine Polsterung – jeder Song packt den Hörer von Anfang an und will gehört werden. Es gibt so viele Anspielungen auf andere kultige Bands, aber Hilli ist kein Tribut-Act. Er hat es geschafft, Einflüsse und Sounds aus den 70ern und 80ern zu kombinieren, ohne dass “Nothing Left to Lose” ein ausgedehntes Plagiat ist. Es ist ein eigenständiger melodischer Klassiker, bei dem Hillis Gesang im Vordergrund steht. Lou Gramm und Jimi Jamison sind offensichtliche Bezugspunkte, aber dieses Album hat auch diese klassischen amerikanischen Einflüsse mit einem Hauch von europäischem Unterton. Das Beste aus beiden Welten – und das bisher beste Hardrock-Album des Jahres 2023!
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