Melodic Radio – Mehr brauchen deine Ohren nicht! Mehr brauchen deine Ohren nicht!
Ich erinnere mich noch gut, Dezember 2021, eine Woche vor Weihnachten. Ich stolperte auf Facebook und in Folge auf Youtube über einen alten Song vom Debütalbum von Mob Rules, Rain Song, in neuem Gewand. Ein echtes Aha-Erlebnis, man kann das Original noch toppen. Die Band, Stonemiller Inc, nie gehört und gleich mal nachgefragt. Doch dazu gleich mehr. Ich war angefixt und musste schon eine kleine Ewigkeit auf das Album warten, Veröffentlichungsdatum 6.10.2023.
Am Mikrofon findet sich Francis Soto (ex-Subway, Wicked Sensation, Infinity‘s Call, Crime), für mich also kein Unbekannter. Gitarrist Olli Fuhlhage, ehemals bei “Mob Rules”, der slowenische Gitarrist Tilen Sapac, der mir noch von “Division of Madness” bekannt ist. Abgerundet wird die Sache durch Bassist Ingmar Viertel (Part of „Steamhammer and Decadent“, U.D.O.) und dem argentinischen Drummer Charly Agüero (Tristemente Célebres).
Mehr Info zur Band findest Du auf der Bandhomepage.
WELCOME TO THE SHOW ist das Debütalbum von Stonemiller Inc. Man kann sich ein wenig durch die vielen Beteiligungen in anderen Bands ein Bild davon machen, wer oder was da auf uns zu kommt. Es klingt spannend und ich hoffe, hier ist in Zukunft eine längere Liste zu ergänzen.
Nach etwas technischem Gimmick steigt der erste Song gleich mal mit der Hauptzeile des Refrains ein. Geschickt geht es dann sofort über in die normale Strophe, mein rechter Fuß wippt spätestens beim ersten Refrain mit. Der Text bleibt sofort hängen und verführt zum Mitsingen. Ich fühle mich irgendwie wohl, einige Jahre jünger, klangen so nicht mal die guten alten “Subway”? Das melodiöse Gitarrensolo rundet das Ganze ab. Hoffentlich geht es so weiter.
Ein längeres instrumentales Intro leitet den eher schleppenden Song DIE YOUNG ein. Als der Gesang einsetzt, fühle ich mich irgendwie an die alten Alben von Pink Cream 69 erinnert. Und das heißt bestimmt nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. Auch hier geht der Refrain ins Ohr. Ein Detail fällt mir besonders auf; der Bass im Vordergrund (nach dem Instrumentalintro) – gute Arbeit! Das sind die Kleinigkeiten, die mich richtig fesseln.
Der alte Mob Rules Song in neuem Arrangement, aus der Feder von Olli Fuhlhage, der Text stammt von Matthias Mineur. Druckvoller als das Original, wundervoll unterstützt von Keyboards, der Touch Folkrock blieb im Refrain erhalten. Ein guter alter Song einfach klasse modernisiert.
Ohren sind gespitzt, höre ich da irgendwie Parallelen zu meinen alten Lieblingssongs von Kingdom Come? Irgendwie schon, aber auch nicht, das ist definitiv kein Plagiat sondern ein geiler Song. Ich fühl mich einfach in der Zeit zurückversetzt und das tut gut. Ein paar Passagen machen mich etwas melancholisch, doch dann reißt es wieder mit. Nach dem Gitarrensolo ein kurzer gefühlvoller Gesangspart, wow.
Bei dem Song kann ich mir durchaus eine Publikumsmenge vorstellen, die Francis Soto zum Abfeiern animieren kann. Trotzdem ist es für mich persönlich eher ein durchschnittlicher Song. Als Freund von kleinen Details und ein wenig unauffälligem Schnickschnack im Background fehlt mir da irgendwas. Trotzdem hat der Song seine Berechtigung auf dem Album, gute Handarbeit und ein hohes Mitsingpotential.
Hammond Orgel – schon bin ich gefangen – Bilder von Deep Purple tauchen auf. Hammond verbinde ich einfach mit Jon Lord und auch der Song passt ganz gut. Meine Laune hebt sich noch ein Stück, der alte Hardrocker in mir blüht auf. Die Breaks und vor allem der Schluss sind Deep Purple Style, in dieser Qualität darf das auch so sein.
Die traurigen Engelsflügel reißen mich endgültig vom Hocker. Eine weitere Stimme unterstützt Francis Soto, die marokkanisch-holländische Sängerin Mennana Ennaoui, das passt einfach vollkommen. Der Song geht sofort ins Ohr, das ist ein Beispiel dafür, wieso ich Rockmusik liebe. Abwechslungsreich, eingängig, rockig und ein absolutes Highlight.
Nochmal ein Zeitsprung für mich, der Song würde gut in eine Playliste meiner liebsten Rocksongs aus den 80ern/ frühen 90ern passen. Trotzdem wirkt er nicht alt, auch ein paar verspielte kleine Passagen fanden ihren Platz. Der Titelsong ist für mich eine Einladung, ja, ich möchte Stonemiller Inc. echt mal bei einer Liveshow sehen.
Die sieben Meere sind für eine Ballade zu stürmisch, ein paar Windknoten zu flott. Müsste ich aber einen ruhigen Song vom Album nennen, wäre dieser in Ermangelung einer Ballade die Empfehlung. Ich lehne mich wieder in meinen Sessel und lausche, das ist kein Song, der wieder voll mitreißt. Nein, eher ein klein wenig für die Seele. Sowas fehlte bisher in der Songreihe, gut, dass es die sieben Meere gibt.
Auch wenn ich wieder eine Band nenne, diesmal fühle ich etwas an die späten Rainbow erinnert. Ein treibender Rhythmus, der sich durch den Song zieht. So ein bisschen fehlt dem Song der Wiedererkennungswert. Trotzdem ein guter Abschluss für ein abwechslungsreiches Album, das zeitlos wirkt. Man fühlt sich an alte Zeiten erinnert ohne auf modernen Stil und Qualität verzichten zu müssen.
WELCOME TO THE SHOW – das kann ich nur unterschreiben. Gefälliger, klassischer Hardrock, klanglich ordentlich produziert. Viele der Songs bleiben schnell im Ohr hängen und laden bei mehrmaligem Anhören zum Mitsummen und Mitsingen ein. Man spürt, die Jungs wollen nicht das Rad neu erfinden sondern einfach gute Musik machen. Der Spaß und die Spielfreude, die sie beim Einspielen hatten, ist fühlbar und reißt mit. Für Freunde von ehrlichem Hardrock, die gutes Handwerk zu schätzen wissen, eine klare Kaufempfehlung.
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